Im Frühjahr 1949 führt der Tübinger Schuhmachermeister Eugen Schaal seinen Jung-Gesellen Otto beim damaligen VR (Verein für Rassehunde Tübingen und Umgebung) ein. Gleich nach Vollendung seines 18. Lebensjahres tritt Otto Reusch dem Verein auch förmlich bei. Schnell erweist er sich als überaus talentiert im Umgang mit dem Hund, wird schon 1950 zum „Dressurhelfer“ berufen. 1954 wählt ihn die Hauptversammlung des VfR zum „1. Dressurwart“, später „Abrichteleiter“ geheißen; heute, in sprachzivilisierter Ausdrucksweise, ist es der neutrale „Übungsleiter“. Dieses mr das Erscheinungsbild des Vereins wichtigste Amt wird er bis 1982 bekleiden.
Ist der VfR bis in die Mitte der fünfziger Jahre noch überwiegend der Zucht und Haltung von Rassehunden verpflichtet, so wandelt sich dies unter Reuschs Leitung zur Schutzhundausbildung der sieben Gebrauchshunderassen ( Dt. Schäferhund, Rottweiler, Hovawart, Riesenschnauzer, Dt. Boxer, Airedale, Dobermann ), die sich am Diensthundewesen von Polizei und Zoll orientiert. Die Namen der Dachverbände jener Zeit — der VR ist ihnen angeschlossen — spiegeln diese Entwicklung: WBDV Württ.-Bad. Dressurverband für Schutz- und Polizeihunde e.V. mit Rheinland-Pfalz, sowie VLDG Vereinigte Landesverbände für das Deutsche Gebrauchshundewesen. Folgerichtig wählt die Kreisgruppe VIII (heute XI) des WBDV (heute swhv) Otto Reusch 1962 zu ihrem „Abrichtewart“. Dieses Amt wird er ebenfalls bis 1982 innehaben.
In der gedruckten Vereinsgeschichte des THSV 07 ist zu lesen: „Reuschs klug gezügelte Begeisterung, seiner besonderen Begabung im Umgang mit Hunden und Menschen entwachsen, überträgt sich auf die Hundeführer und die, die es werden wollen .. ) Er ist auf dem Platz der Exerzitienmeister, in privater Geselligkeit freilich der uneigennützige und verlässliche Ratgeber und Helfer, dessen unbestechliches Urteil gefragt ist.“
Für die Wahlperiode 1985 – 88 kürt der THSV 07 e.V. ( so heißt der Verein seit 1975 ) Otto Reusch zu seinem 1. Vorsitzenden und krönt damit eine außergewöhnliche Vereinsbiographie. Ein familiärer Schicksalsschlag hindert ihn daran, sich im Feb. 1988 erneut für dieses Amt zu bewerben.
1999 wird Otto Reusch nach ununterbrochener und selbstlosester Vereinstreue die Ehrenmitgliedschaft verliehen. 2007 schließlich wird er anlässlich der Hundertjahrfeier „für in Ehren erbrachte, uneigennützige, ganz außergewöhnliche, ja einmalige Leistungen“ mit dem Ehrenvorsitz des THSV 07 ausgezeichnet.
Fast siebzig Jahre währte Otto Reuschs Mitgliedschaft im VR/THSV: es ist eine beispielgebende, selbstverständlich lebenslange Vereinstreue, die er lebte. Er verkörperte eine klare, weil erfahrungsgesättigte innere Führung, er vertrat das zähe Selbsthelfertum des kleinen Vereins, er war unserm Verein Ideengeber und Motor zugleich.
Okt. 2019 Helmut Hägele